Vom Ei zum Feuer: Ostertraditionen im Burgenland

Vom Eierkratzen über Osterfeuer und geweihtes Fleisch bis hin zum gesunden Genuss am Gründonnerstag: Die Osterzeit im Burgenland hält zahlreiche wunderbare Traditionen bereit.

Ob rollende Eier oder lodernde Feuer, laut knatternde Musikinstrumente oder filigrane Kratzmuster: Die Osterzeit im Burgenland kennt zahlreiche einzigartige und teilweise jahrhundertealte Traditionen. Wer das christliche Frühlingsfest in dem österreichischen Bundesland verbringt, darf sich auf folgende Bräuche besonders freuen:

Filigrane Freude: Ostereier kratzen

Ostern im Burghotel Schlaining - Eierkratzen als alte Kunst
Mit dem Messer werden filigrane Muster in die Ostereier geritzt. ©Tim Mossholder

Wer schon einmal Ostern in Österreich zelebriert hat, der kennt vermutlich bereits das landesweit beliebte Färben der Ostereier. Rund um die Feiertage werden Hühnereier hart gekocht, um im Anschluss im Farbbad zu landen. Blau, Grün, Gelb, Rot: Die Frühlingsfesttage präsentieren sich äußerst bunt auf den Tellern des Landes. Manch eine:r liebt es auch, die hartgekochten Hühnereier zusätzlich mit Musterungen oder kleinen Stickern zu verschönern.

In Stinatz wiederum wird eine weitere, einzigartige Tradition gelebt: das Eierkratzen. Dieser eigentlich slawische Osterbrauch ist in Österreich nur in diesem beschaulichen Ort im Südburgenland zu finden. Dort wurde er von den ansässigen Burgenlandkroat:innen eingeführt und als Stinatzer Kulturgut bewahrt. Bei dieser Kratz- oder Ritztechnik werden die Eier mit Nägeln, Feilen oder Messern mit filigranen Ornamenten und Mustern versehen. Die Tiefe der Ritzungen bestimmt dabei die Farbnuance.

Alles rund ums Ei: Eierpecken und Eierrollen

Ostern im Burghotel Schlaining -  Eierfärben Spaß für groß und klein
Eier sind zentral für die österreichischen (und burgenländischen) Osterbräuche. ©Thalia Ruiz

Die bunt bemalten, hartgekochten Ostereier werden in Österreich nicht nur genossen! Ob solo oder gut verpackt im Osternest: In Österreich werden die Eier vom „Osterhasen“ – der bereits im 17. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde und dessen Rolle meist die Erwachsenen übernehmen – versteckt. Die Kinder suchen die Köstlichkeiten im Anschluss. Meist versucht sich die Osterrunde danach oder am Ostersonntag am sogenannten „Eierpecken“: Hierbei werden die hartgekochten Eier gegeneinander geschlagen, also „gepeckt“. Jenes Ei, das heil bleibt, gewinnt. Ein weiteres, typisch burgenländisches Brauchtum ist das Eierrollen, bei welchem die Ostereier einen Hang hinuntergerollt werden. Jenes Ei, das am schnellsten rollt, gewinnt.

Gesundes Grün: Gründonnerstag

Ostern im Burghotel Schlaining - Gründonnerstag ist Spinattag
Spinat ist die klassische Mahlzeit am Gründonnerstag. ©Louis  Hansel

Am Gründonnerstag wird Spinat (oder zumindest eine andere grüne Speise wie Bärlauch) gegessen! Dieser Faustregel folgt ein großer Teil der Österreicher:innen am Gründonnerstag, dem Tag des letzten Abendmahls im christlichen Glauben. Eine Iglo-Trendstudie aus dem Jahr 2024 konnte zeigen: 28 Prozent der Einheimischen essen an diesem Tag immer Spinat.

Dass der Gründonnerstag Grünes auf die Teller bringt, ist übrigens nur in Österreich, in Tschechien und in Teilen Süddeutschlands sowie der Schweiz gängig. Anderswo in Europa wird der Tag teilweise sogar mit Weiß in Verbindung gebracht. Sprachlich gesehen bezieht sich das „Grün“ eigentlich auf die Wehklage und den Abschied Jesus von den Jüngern: Das Wort entspringt dem mittelhochdeutsch „grînen“ für weinen, klagen.

Warum aber der Spinat? In früheren Zeiten fiel der christliche Feiertag auf die ersten Tage der Frühlingsaussaat. Zudem war der Konsum von Fleisch am Gründonnerstag Katholiken untersagt. Mittags aß man daher üblicherweise eine grüne Sieben-Kräuter-Suppe aus frischen Wildkräutern. Diese wurde in der Stadt mit Spinat, das leichter verfügbar war, ersetzt. Und daraus wurde der Brauch, am Tag der Wehklage gesundes Grün auf die Teller zu servieren.

Lust am Lärm: Oster-Ratschen

Rrrrrrratsch, rrrrrrrratsch, rrrrratsch: Wer sich zu Ostern in katholische Gegenden – und somit auch das Burgenland – begibt, wird des Öfteren mit ohrenbetäubendem Lärm begrüßt. Die Quelle des lauten Ratterns ist schnell ausfindig gemacht: Hinter dem knatternden Geräusch versteckt sich die sogenannte Ratsche.

Das Holzschrapinstrument soll in der Karwoche, also zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag, die verstummten Kirchenglocken ersetzen. Kinder ziehen dabei von Haus zu Haus, lassen ihre Ratschen kreisen und erhalten dafür manchmal kleine Geschenke. Meist wurden dazu auch Sprüche wie „Ratschen, ratschen, zum englischen Gruß!“ gerufen.

Schon gewusst? Seit 2025 gilt das Ratschen in der Karwoche in Österreich als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO.

Gott zum Genusse: Fleischweihe

Ostern im Burghotel Schlaining - Fleischweihe für die Osterjause
Die „Osterjause“ wird üblicherweise vom Pfarrer geweiht, bevor sie am Ostersonntag auf den Tisch kommt.

Bereits seit dem 7. Jahrhundert „pilgern“ die Österreicher:innen am Karsamstag in die Kirche, um ihre Osterjause vom Pfarrer weihen zu lassen. Der Segen von Eiern, Würsten, Kren, Fleisch und Osterpinze stellt den Abschluss der Fastenzeit dar. Denn ab dem Ostersonntag „dürfen“ Katholiken wieder Fleisch essen. Bei schönem Wetter wird die Fleischweihe, die üblicherweise in der Kirche stattfindet, auch gerne im Freien durchgeführt. Die Einwohner:innen treffen sich vor Ort, plaudern in geselliger Runde, wohnen der kurzen Messe bei, lassen ihre Speisen weihen – und begeben sich mit ihrem geweihten Ostermahl wieder nach Hause.

Helle Freude: Osterfeuer

Ostern im Burghotel Schlaining - Osterfeuer
Das Osterfeuer am Karsamstag zählt zu den schönsten Bräuchen der Osterzeit. ©Atomlaborblog

Die Sonne ist beinahe über dem Horizont verschwunden. Die Luft ist frühlingshaft kühl. Menschen stehen kleinen Grüppchen und unterhalten sich. Und in der Mitte: ein großes, loderndes Feuer. Mit den Osterfeuern feiert man in Österreich das Ende der kalten Jahreszeit und die Auferstehung Jesu am Karsamstag. Dafür werden teilweise meterhohe Holzgestelle gezimmert, die man im Freien und unter Beiwohnen der Dorfgemeinschaft verbrennt. Seine Ursprünge hat der Brauch in heidnischen Ritualen, die den Jahreszeitenwechsel zelebrierten: Sie symbolisierten den Sieg des Lichts über die Dunkelheit und sollten böse Geister vertreiben.

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